Chronik R. Hilbert- Teil 3 – Von Krieg zu Krieg

VON KRIEG ZU KRIEG

 Am 14.12.1913 fand in Mersch die Kantonalversammlung des Verbandes statt. 16 Wehren waren erschienen. Herr DUSCHERER A. erhielt bei der Wahl des Vorsitzenden für den Kantonalverband 10 Stimmen gegenüber A. KUFFER (Cruchten): 1 Stimme und BECKER (Fels): 5 Stimmen. Bei derselben Gelegenheit wurde H. A. DUSCHERER auch als Ausschussmitglied gewählt. Während des ersten Weltkrieges von 1914 – 1918 fanden zwar regelmäßig Kantonal – Versammlungen statt, aber logischerweise hatten die Leute in dieser Zeit andere Sorgen als mit Eifer Übungen der Feuerwehren zu verfolgen. Aber im Gegenteil zum 2ten Weltkrieg, war das Vereinsleben keineswegs lahm gelegt. So konnten die Vereinsgeschäfte, gleich nach dem Kriege, reibungslos und nahtlos fortgeführt werden. Am Juni 1919 fand die Generalversammlung des Kantonalverbandes in Mersch statt. Hierbei trafen sich die 17 Wehren des Kantons Mersch mit insgesamt 232 Mann. Sie wurden gegen 2 Uhr von 50 Ehrendamen empfangen. Im Cortège befanden sich übrigens auch die beiden Legionäre unserer Gemeinde, die als Soldaten der französischen Armee im ersten Weltkrieg teilgenommen hatten: die Herren J. SCHOLER aus Rollingen und KETTEL M. aus Beringen. In der Versammlung selbst wurden die Gäste von Bürgermeister G. WILHELMY aus Rollingen bewillkommnet, der in seiner Festsprache schöne Worte sprach, die das Herz aller Anwesenden höher schlagen ließ. Er zeigte an Hand einer Statistik, dass nach der Gründung des Landesverbandes, die Brandkatastrophen sich in Grenzen hielten. Des Weiteren versichert man den eigenen Wehren, dass der Gemeinderat vor keiner Ausgabe zurückscheue, wenn es heißt die Wehren der Gemeinde vollkommen auszustatten. A. DUSCHERER wurde als Ausschussmitglied des Verbandes bestätigt. Kassierer EIFFES stellte in seinem Bericht fest, dass sich die Kasse mit einem Defizit von 2,30 Frs herum plagen müsse. Als die Wasserleitungen um 1920 überall in den Sektionen gebaut waren, hatten sich hier auch Feuerwehren in Rollingen bereits seit 1878, Reckingen 1900, Moesdorf/Pettingen 1909, Schoenfels 1918 und Beringen 1957 gebildet.

Im Jahre 1920 wurden sämtliche kandidierenden Feuerwehrleute in den Gemeinderat gewählt. DIEDERICH von Schoenfels, LAUX von Moesdorf und REUTER von Reckingen.

Das Jahr von 1921 war gezeichnet von zahlreichen kleinen Bränden: Impr. Faber, Schulklasse von Fr. Schosseler, Feldbrand Hintgen, Waldbrände der Eigentümer HANSEN und LAMBERT, beide aus Wiltz. Des Weiteren wurden zwei verdienstvolle Mitarbeiter zu Grabe gegraben: Unter-Kommandant Fr. SCHAAK und Peter BRAUN.

Am 16.12.1824 wurde die Kantonalversammlung wieder in Mersch abgehalten, in welcher Kantonalpräsident A. DUSCHERER mangels Gegenkandidatur in seinem Amt als Ausschussmitglied bestätigt wurde. Nachdem im Jahre 1919 die Regierung eine moderne Autospritze zum Preise von 66.000.- (Fabrikant Delahaye) erworben hatte, wurde dieselbe den einzelnen Wehren des Landes zwecks Besichtigung vorgeführt. Auf Anfrage des jeweiligen Bürgermeisters hin, konnte die Motorspritze telephonisch bei der Stadtpolizei beantragt werden. Das Städtische Bedienungspersonal übergab dem amtierenden Feuerwehrkommandanten die Spritze am Brandort und war fortan zu dessen Verfügung. Infolge des hohen Preises konnten sich kleinere Gemeinden natürlich keine solch hochspezialisierte Pumpe leisten.

Nichtsdestoweniger ging das Bestreben der Regierung in die Richtung, dass alle Gemeinden des Landes mit Motorspritzen betraut werden sollten. Doch es sollte noch bis zum Jahre 1933 dauern, ehe Mersch seine Motorspritze erhielt, die es ermöglichte schnell Herr der Lage zu werden, – in allen Ortschaften des Kantons. Am 27.09.1926 war bereits ein Schreiben vom Innenministerium (Norbert DUMONT unter Nr: 986/24) an die Gemeindeverwaltung gerichtet worden, das daran erinnerte, dass in Erwartung der Motorpumpe, welche an alle Kantonalhauptorte in kürzester Zeit geliefert werde, die Gemeinden unter der Telefonnummer 22-40 die große Autopumpe der Hauptstadt bei Großbrände in Anspruch nehmen könnten. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch ein Gutachten des Feuerwehrkommandanten A. DUSCHERER an die Gemeindeverwaltung zu diesem Anerbieten. Er erläutert in diesem Brief, dass eine Motorspritze keineswegs mit einer Autospritze zu verwechseln ist. Des Weiteren beklagt er den mangelhaften Druck der Wasserleitung in Obermersch, wenn bei Brandgefahr sofort die Hilfe einer Spritze beansprucht werden müsste. In Untermersch dagegen sei zwar der Druck ausreichend, bei Großbränden müsse trotzdem auf mehrere Leitungen zurückgegriffen werden. Als größeres Brandobjekt bezeichnet er in Mersch: das Imprägnierwerk (EHSES), Gerberei (SCHMIT SINNER), Ziegelei (Pro. SCHWARTZ) Sägewerk (HENCKELS), Molkerei (LINDEN), Sägewerk Eischbrücke (HOFFMANN) ferner die Materiallagern SCHOELLEN, WILWERS und CLOOS-KRAUS. In einem zweiten Abschnitt lobt er die jetzige Saug und Druckspritze, die allerdings 2 Fehler hätte:

  1. Die Vorderräder sind zu klein gebaut. Sie kann bei Eis- und Schneewetter nur mühsam fortbewegt werden. Bei Nacht dauert es zu lange bis Pferdegespann zur Verfügung steht.
  2. Sie kann nur mit Muskelkraft bedient werden. Bei längerer Bedienungszeit schwächt die Leistung der Bedienungsmannschaften. Dies kommt vor, da nicht immer die gewünschte Anzahl von Leuten zur Stelle ist.

Diese Übelstände könnten durch die Motorspritze behoben werden. Mittels Auto oder Pferdegespann wären auch Überlandtransporte leicht zu bewältigen.

Überdies würden Saug und Druckoperationen durch einen Benzinmotor bedient, ergo beanspruche man weniger Leute. Die übrige Mannschaft könne sich also an den direkten Löschoperationen betätigen. DUSCHERER empfahl auf Vorschlag der Regierung hin, dem Gemeinderat, den Kauf einer Motorspritze mit dem Hinweis, dass das Bessere des Guten Feind ist. Auf die Sektionen der Gemeinde eingehend, glaubt er, dass die Situation der Löschverhältnisse denen von Mersch ähnelt, nur dass höher gelegene Teile dieser Ortschaften noch schwächeren Wasserdruck als in Obermersch aufzuweisen hätten. Bei dieser Gelegenheit erfahren wir, dass alle Sektionen nur mit einfachen Druckspritzen ausgerüstet sind, wobei Beringen und Schoenfels über keine Spritzen verfügen. Er befürwortet auch den Kauf von Motorspritzen für die Sektionen. Im vierten Abschnitt betont DUSCHERER, dass das Angebot der Regierung keineswegs abgeschlagen werden dürfe. Da die Pumpe wahrscheinlich nicht kostenlos angeworben werden könnte, solle ein diesbezüglicher Fond geschaffen werden. DUSCHERER rechnet der Gemeinde vor, dass der Ertrag der Feuerlöschsteuer für das Jahr 1923 etwa 120.- betrüge. Da in der Regel 2/3 dieser Summe alljährlich zu immer wiederkehrenden Ausgaben verwendet würden, könnte man mit dem restlichen Drittel eine diesbezügliche Anschaffung wagen, da eine Motorspritze den Preis von 10.000 kaum überschreiten dürfte. Die Unterhaltungskosten wären zudem gering, da die Maschine mit einem 4 P.S. Motor ausgerüstet sei, der nur Öl und Benzin verbrauche, – im Gegensatz zu einer Autospritze, wo der Wagen selbst noch zu unterhalten sei. Im 6.ten Kapitel seines Schreibens schlägt der Kommandant vor, die Maschine im Gerätehaus im „alten Turm“ unterzubringen. Platz würde man schaffen, indem der Schlauchwagen zugunsten der Gemeindekasse meistbietend veräußerst würde. Letzterer wäre sowieso durch die Anschaffung eines zweirädrigen Haspelwagens überflüssig geworden. Die Saug- und Druckpumpe dagegen wäre als Reserve zu betrachten. DUSCHERER schließt mit den mahnenden Wörtern, dass es ein schwerer Fehler wäre, das Angebot der Regierung abzuschlagen. Er erinnert auch an die Worte des Bürgermeisters, der einmal sagte, dass er nie die Verantwortung auf sich nehmen wolle, durch eine jährliche Ersparnis von einigen Franken, die katastrophale Ausbreitung einer immer möglichen Brandgefahr mit verschuldet zu haben. Schließlich betonte der Merscher Feuerwehrchef noch, es wäre ihm nicht bekannt, dass eine Gemeinde des Landes das Anerbieten der Regierung ausgeschlagen habe. Wie schon erwähnt, zur Lieferung der Pumpe kam es erst am 01.08.1933, also über 10 Jahre nach vorliegender Stellungnahme des Merscher Vereinskommandanten. In der Kantonalversammlung vom 20.06.1926 wurde letzterer wieder als Kantonalpräsident das Kanton Mersch bestätigt, ebenso sein Amt als Ausschussmitglied des Verbandes in der Delegiertenversammlung vom 15.02.1928 im Hotel BRANDENBURGER zu Mersch Bahnhof. Für den Verein standen 1928 Neuwahlen ins Haus. Danach stellte sich der Vorstand wie folgt vor: A. DUSCHERER Präsident; J. THOMMA Kommandant, A. BRAUN Kassierer, Leo DUSCHERER Sekretär, sowie die Herren J.P. EMERINGER, N. EVEN und P. HEINEN als Beisitzende. Brände hatte es bei folgenden Familien gegeben: Gust. KLEIN, Frl. BIEWER, A. DUSCHERER, Georg HANSEN, Martin HARPES, J. SEIL, BINS­FELD, Vve SCHMIT, Fr. STEINES, Garage RATHS, Frisörmeister BOHLER, P. HOESER, J.P. STORK, Klempner SCHARLE, Pfarrhaus, Zigarrenfabrikant N. SCHMIT, J.P. EMERINGER, Schneider J. ELCHEROTH, Eisenbahner Nennig, Elektriker J. Schwanz. Der Schaden dieser Kamin und Zimmerbrände überschritt in der Regel kaum die Summe von 1000.- . Schlimmer waren die Feuerausbrüche im Hauptmaschinenraum des Sägewerks HENCKELS und in der Salzsäurebadeanlage von J. SCHMIT im Jahr 1927, wo der Schaden weit über 10 000 frs ging. Auch im Staatswald Bënzert wurden über 15 ha Wald durch Feuereinwirkung vernichtet. Die Merscher Wehr kämpfte an allen Fronten. Infolge von langen Regenfällen im Herbst und der Schneeschmelze gegen Ende des Winters schwollen Flüsse und Bäche im Merschertal zu Strömen an und verwandelten den Ortschaftskern in einen See. Pausenlos war in solcher Notzeit die Feuerwehr im Einsatz um Keller auszupumpen, kleine Stege zu bauen oder gar Tieren das Leben zu retten. Oft wurden auch Menschen vermisst wie z.B. im April des Jahres 1932, als man die Alzette tagelang nach Postkommissar SCHINTGEN aus Mersch und Plafonnierer MARTIN aus Gosseldingen absuchte und wenig Jahre später B. SCHARLÉ aus MERSCH.

Im Jahr 1930 sollten insgesamt 118.882.- frs an viele Gemeinden des Landes zum Einkauf von Feuerwehrmaterial verteilt werden. Mersch erhielt ein Subsid in Höhe von 444 frs „à titre de primes d’encouragement“.(wirkliche Gesamtsumme im ganzen Lande: 86.311.-). In der Gemeinderatssitzung vom 12.1.1932 wurde der Ankauf einer mechanischen Leiter bei der Firma BERCHEM aus Luxemburg zum Preise von 1389,55 frei Bahnhof Mersch beschlossen. Die plumpen, schwer bewegbaren alten Feuerleitern konnten nicht mehr ohne Lebensgefahr, angesichts des neuen elektrischen Netzes, aber vor allem wegen der Hochspannungsdrähte der Cegedel, eingesetzt werden. Im Juni 1932, anlässlich der Merscher Kantonal-Versammlung im Nachbardorf Buschdorf, hatten etwa 175 Mann der Einladung Folge geleistet. Auf der Tagesordnung stand auch eine Instruktion über die Behandlung der Gefahrenquelle ELEKTRZITÄT. Unter Führung von Oberingenieur BURDIN seitens der Cegedel fand eine Besichtigung der Landeszentrale für Elektrizität in Mersch statt. Jedem Gast wurde ein Exemplar des von der Cegedel veröffentlichen Büchleins „Die Elektrizität im Haushalt und Landwirtschaft“ zwecks Belehrung ausgehändigt. Im selben Jahre fand auch ein Instruktionskursus über „Waldbrände und deren Löschung durch Kleinlöschgeräte“ statt. Hierbei wurden die neuesten Erkenntnisse über Wasser und Chemielöschgeräte erläutert.

Der Kursusteilnehmer lernte, dass es neben den Nasslöscher auch Trockenlöscher mit pulverförmiger Trockensubstanz, bestehend aus Infusonserde oder aus chemischen Lösungen (Schaumlöscher) auch Löscher von rein chemischer Natur (Tetrachlorkohlenstoff, Methilbromid) gab. Letztere sind speziell für Brände in elektrischen Anlagen vorgesehen. Am 15.9.1935 gab es in Mersch das große Fest der 35. Verbandsdelegierten-Versammlung. Zu diesem Zweck hatte die „Organisation der Feierlichkeiten“ am 24.8.1935 ein Gesuch mit der Bitte um die Bewilligung eines Extra-Subsides in Höhe von 3000.- Fr an den Gemeinderat eingereicht. 2000.- Fr sollten zudem durch eine Hauskollekte aufgebracht werden. Der Gemeinderat der sich zu diesem Zeitpunkt aus den Herren Kraus Ed (Bürgermeister), M. Reuter (Schöffe), N. Kass (Schöffe), K. Eichhorn, P. Nilles, N. Hoffmann, C. Welter, N. Laux, N. Steis, N. Sinner und Mich Reuter bestand, war allerdings geteilter Meinung. Mersch hatte Ende 1934 einen Defizit von 132.700 in der Gemeindekasse und verfügte über kein flüssiges Geld mehr. Auch die Sektionen standen größtenteils in roten Zahlen. So musste man auf Anleihen zurückgreifen – besonders auch um die anfallenden Zinsen und Annuitäten zu decken.

Doch all diese Gemeindesorgen taten der Fröhlichkeit mit welcher das Verbandsfest gefeiert wurde, keinen Abbruch. Mit Konzerten, Feuerwerkskörpern, Trompetenklängen, bengalischem Feuer und Böllerschüssen wurde der herrliche Tag eingeläutet. Alle Teilnehmer hatten in Uniform zu erscheinen. Die Feuerlöschgeräte-Produzenten stellten Schaumlöscher, Alarmanlagen, Motorspritzen, Leitern usw. zur Ausstellung. Zum gemeinschaftlichen Mittagsessen im Hotel Barthelemy (20.- fr pro Mann) war folgender Speisezettel aufgestellt worden : consommé Marisca, Hors d’oeuvre varié, Filet de boeuf à la jardinière, poulet de grain, salade, fruits und Dessert.

Daneben boten auch andere Hotels ihre Dienste und Menus zu noch billigeren Preise an z.B. : die Hotels Brandenburger, Rauchs, Risch (buvette), Weyer, Hunnebour sowie Familienpension Weyer. Nach dem Konzert der Merscher Musikgesellschaft hielt Sekretär Leo Duscherer eine herzliche Ansprache.

Im Stadthaus wurde Verbandspräsident Henri Funck vom Gemeinderat und Kommandant Arth. Duscherer willkommen geheißen. Die Hauptstraße von Mersch war bestens geschmückt, sämtliche Häuser waren beflaggt. Schöffe Math. Reuter aus Reckingen, interim. Bürgermeister, begrüßte danach alle Anwesenden, wobei er sich besonders freudig zeigte, den Deputierten und Präsident des Höheren Feuerwehrrates „Herr WIRTGEN“, unter den Besuchern willkommen heißen zu dürfen. Reuter war selbst seit 20 Jahren Präsident-Kommandant der Reckinger Wehr. Unter der Devise „Gott zu Ehr, dem Nächsten zur Wehr“ schloss der Redner unter lebhaften Beifall der Anwesenden seine Rede. Ansprachen hielten des Weiteren Präsident FUNCK, besagter Deputierter WIRTGEN und Vizepräsident HANSEN. Letzterer stellte seine Rede unter das Motto: „Das Feuerlöschwesen muss Schritt halten mit dem Volkswirtschaftlichen Aufschwung.“ Von den 235 Verbandswehren waren 181 Vertreter erschienen. Nach den Verhandlungen las der Herr Vorsitzende ein Glückwunschtelegramm des in Spa weilenden kranken Bürgermeisters Ed. Kraus vor. Nachmittags fand ein großer Cortège in der Hauptstraße von Mersch statt. Ferner sahen die zahlreich erschienenen Besucher Geräteübungen der Merscher Feuerwehr zu. Auch ein Huldigungstelegramm an die Großherzogin in Schloss Colmar-Berg sowie ein Dankestelegramm an Ed. Kraus in Spa wurden übermittelt.

Ende des Jahres 1935 wurde ein neues Komitee für die nächsten 5 Jahre gewählt. Folgende Herren hielten Einzug in den neuen Vorstand. Arth. Duscherer (Präsident) A. Braun (Kassierer), L. Duscherer (Sekretär) sowie die Beisitzende Thoma (Kommandant), Heinen, Hansen, Ewen, Goelff und Wagener.

Mit Ausnahme des Dachstuhlbrandes der Eheleute J. Kohnen-Reuter (1939) und des Landwirts J. Schmit-Borschette (1935) beide aus Obermersch, einem großen Waldbrand im Lehnenbusch (Tüntingen) konnte die neu erworbene Motorspritze nur bei kleineren Brände eingesetzt werden: Polsterer TÖPP (HOLLENFELS), K. Schartz, Winandy (Berschbach), Biwer (Finstertal), Giwer Jules, eine Hecke im Park Eichhorn, Reichert (Haus Scholtes-Schmit), Gutenkauf (Moesdorf), Kies-Mohr (Pferdehändler), Stallungen Laux-Hilbert (hierbei wurden der Wehrmann KONZ Jängi und THOMMA J. verletzt) und ein Holzschuppen des Ackerers H. Schmit sowie einige Brände in den Nachbarschaften (z.B. Kirche Blascheiden).

Anmerkung:
In all diesen Jahren, eigentlich von Anbeginn an, dass die Merscher Wasserleitung anfangs des Jahrhunderts gebaut worden war, hatte die Wehr erhebliche Sorgen mit dem Wasserdruck. Die Hydranten konnten nicht mehr hergeben, als Wasser in der Leitung war. In der Hauptleitung fiel der Druck an bestimmten Stellen gar unter 2 kg. Für eine wirksame Brandbekämpfung waren diese Zustände unzumutbar. Die Gemeindeväter standen dem Problem machtlos gegenüber. Ein chronischer Geldmangel in der Gemeindekasse, besonders nach den Jahren des ersten Weltkrieges, gestattete keine größere Arbeiten. So musste sogar der Wunsch betreffend Anschaffung einer mechanischen Leiter, trotz einem begleitenden Empfehlungsschreiben von Oberinspektor FRANCK aus Luxemburg, aus Kostengründen seitens der Gemeindeverwaltung verweigert werden. Nur der Kauf einer normalen Ausziehleiter (Preis 640.-) wurde genehmigt. Erst in der Sitzung vom 12.01.1932 wird der diesbezüglichen Forderung Rechnung getragen. Eine 12 m Leiter der Marke MAGIRUS (Preis 9321.60), geliefert von der Firma Berchem aus Luxemburg kann dem übrigen Feuerwehrmaterialpark einverleibt werden. Diese Anschaffung hatte sich nicht zuletzt förmlich aufgedrängt durch den Umstand, dass die Cegedel rund um Mersch ein Netz von Hochspannungsdrähten unterhielt. Bei Feuergefahr bildeten die elektrischen Leitungen eine zusätzliche Gefahr für die Feuerwehr, wenn dieselbe mit althergebrachten, manövrierunfähigen Leitern zwischen den todbringenden Drähten arbeitete. Die Gemeinde hatte mithin ihr Geld gut investiert. Da der alte Turm alle Geräte längst nicht mehr fassen kann, mietete man beim Schlossbesitzer Uhres einen Teil der Ökonomiegebäude, zwecks Unterbringung von Pumpen und Leitern (Mietpreis 30.-). Da etwas später Café-Besitzer Jos. Raths den Mietpreis um 5.- verbilligte, wechselte man vom Schloss in die ehemaligen Pferdestallungen hinter dem Café Raths. Sollte es vielleicht an der Feuchtigkeit dieser Räume gelegen haben, dass sich die Feuerwehrmänner immer wieder über die schlechte Zündung des Motors der „Goliath II“ beklagen mussten? Die 30er Jahre waren eine glückliche Zeit für unsere Pompjées. Geld war auch in der Kasse vorhanden. Wie sonst hätte man sich erlauben können, feuchtfröhliche Exkursionen nach Rüdesheim, Grottes de Han, usw. zu unternehmen? Auch der erstmals stürmisch gefeierten „1. Mai – Arbeitstag“, dieser Jahre endeten meistens in Trinkgelagen, wie übrigens bei andern Vereinen auch. Von all diesen gemütlichen Festen alter Zeit erzählen unsere Väter heute noch mit glänzenden Augen. Dass hierbei in keinem Augenblick die Pflicht vergessen wurde, muss wohl kaum eigens erwähnt werden.
 Am 14.04.1938 kamen die Spötter auf ihre Rechnung. Feueralarm war im „Weißen Schlösschen“ in BERSCHBACH um Mitternacht gegeben worden. Hier unterhielt der Eigentümer A. Winandy (heute Altersheim) ein ziemlich großes Bauernwesen. Eiligst fuhren die herbeistürmenden Feuerwehrmänner mit einer Camionette auf das angegebene Ziel los. Doch, oh Schreck, als man am Brandobjekt anlangte, stellte die Löschmannschaft fest, dass man sämtliches Bekämpfungsmaterial inklusive die Pumpe vergessen hatte. Aber man hatte Glück. Es brannte weder das Haus, noch eine Scheune, lediglich ein kleiner Hühnerstall. Mittels einiger Eimer Wasser war man dem Feuer Herr geworden. So konnte man schon nach einigen Minuten zum Vereinslokal zurückkehren und dem Kommandanten melden: Objektiv erkannt, Feuer gelöscht. Die gesamte luxemburger Presse hatte sich dieses banalen Vorfalls bemächtigt, um ihre Leser zum Schmunzeln zu bringen. Allerdings berichteten die Zeitungen bei derselben Gelegenheit, dass die tapfere Feuerwehr von Mersch tags darauf wieder im Einsatz stand. Diesmal brannte es in den Stallungen des Bauern MINY von Nommern. Trotz den angestrengten Bemühungen der Wehren von Nommern und Mersch konnte nur das Wohnhaus und das Vieh gerettet werden. Der Schaden war beträchtlich, da sämtliche Scheunen und Ställe eingeäschert wurden.
 Kurz vor dem Kriege wurde die Feuerwehr auch an verschiedenen Suchaktionen nach vermissten Personen eingesetzt. Besonders das tragische Unglück, das sich am 22.11.1938 ereignete, ist den älteren Jahrgängen unter uns noch deutlich in Erinnerung. Damals ertrank unter tragischen Voraussetzungen eine junge Frau (die Tochter des Klempnermeister Sch.) in der Eisch, die zu diesem Zeitpunkt, Hochwasser führte. Auch die herbeigerufene Wünschelrutengänger und andere zu Rate gezogene Wunderdoktors konnten die Leiche nicht orten. Erst als das Hochwasser nachließ konnte das unglückliche Mädchen geborgen werden.

Ehe wir von 2 ähnlichen Vorgängen berichten, erwähnen wir vielleicht kuriositätshalber einer der letzten Großbrände vor dem 2. Weltkrieg, der vom damaligen Vereinssekretär L. Duscherer in allen Details kommentiert wurde. Ein ähnlicher Bericht aus dem Jahre 1898 (23.12.1898 – Großbrand im Merscher Schloss, Eigentümer Schwartz) liegt uns auch vor und wurde in der Broschüre vom Jahre 1967 (47e Congès National: Seite 60 und 61) vorgestellt. Hier der Bericht vom 4. April 1939 von den Häusern Kömptgen-Laux (hinter der Kirche): „Um 8 Uhr vormittags wurde ein Brand in den Scheunen und Stallungen des Anwesens Laux-Hilbert gemeldet, welcher anscheinend auf eine fehlerhafte Dachkonstruktion zurückzuführen ist, da der Firstbalken der Scheune dicht am Kamin des Wohnhauses aufruhte. Als der Brand von den Eigentümern und Nachbarn bemerkt wurde, stand der Dachstuhl in hellen Flammen und bedrohte das angebaute Wohnhaus Laux-Hilbert. Es hatte ebenfalls Stall und Scheune des Nachbaranwesens KOEMPTGEN ergriffen und bedrohte das unter gleichem Dache stehende Wohnhaus Koemptgen. Da die Wasserleitung in dem ziemlich abseits gelegenen Viertel ungenügend schien, legten wir sofort eine 75er Schlauchleitung von fast 200 m Länge zum Hauptstrange aus und griffen das Feuer zeitweilig mit drei Lanzen an. Die Arbeiten wurden durch die bei der trüben Witterung tiefgehenden, über den Boden sich wälzenden Rauchwolken erheblich erschwert. Das Wohnhaus Laux blieb intakt. Alles Vieh und Mobiliar wurde gerettet. Das am meisten gefährdete Wohnhaus Koemptgen, auf dessen nicht feuerfestem Speicher eine Partie Heu lagerte, erlitt Wasserschaden und das Dachwerk, wurde nur zu einem geringen Teile beschädigt. Beide Eigner sind versichert. Die Wehrmänner Konz Johann und Thomma Johann wurden durch eine herab fallende Regenrinne verletzt.“

A propos Johann Thomma: Derselbe erhielt in diesem Jahre zusammen mit seinen Freunden Hansen Georges, Flammang Nik und Anton Urwaldfür seine langjährigen treu geleistete Dienste die goldene Verbandsmedaille.

 Im Jahre 1938 (10.04) wurde die Feuerwehr zu Hilfe gerufen, da ein junger Mann (Name unbekannt) in der Alzette zu ertrinken drohte. Trotz der sofort ansetzenden Hilfeversuche, konnte dieser jedoch nur als Leiche geborgen werden. Mehr Glück hatten unsere Pompjées jedoch am 16.10.1938, als auf dem Hintgen ein Pferd des Bauern Fisch aus Gosseldingen in einem 25 m tiefen Spalt einzusinken drohte. Das Pferd konnte heil gerettet werden.

Schon zu Beginn des Jahres 1938 zog das Schreckensgespenst des Krieges am Horizont auf. Im Memorial vom 27.09.1938 erschien die Verordnung betreffend Vorbereitung und Ausführung von geeigneten Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung gegen die Gefahren eines bewaffneten internationalen Konfliktes und hauptsächlich gegen die Luftgefahren. Hierbei sollten die Feuerwehren entlastet werden, damit sie sich umso besser dem Rettungswesen widmen könnten. In ihren Bereich zählten die Feuerbekämpfungs- Entgiftungs- und Desinfizierungsmaßnahmen. Das Land war in Schutzgegenden eingeteilt. Mersch war der Kategorie B mit Interventionszentrum in Mersch zugeteilt. Wir können natürlich nicht auf alle 40 Punkte des großherzoglichen Beschlusses eingehen. Am 02.05.1939 forderte die Regierung, einen Regional Kommissar der Gemeinde zu bestimmen. Bürgermeister Kraus übernahm dieses Amt selbst und stellte die Merscher Luftschutz Kommission wie folgt vor.

Regional Kommissar: Ed Kraus
Luftschutz-Leiter : Michel Jos (Meldedienst)
(Michel war ebenfalls Bürgerwehr – Kommandant, welche sich in derselben Zeit formiert hatte)
Sanitätsdienst : Dr. Thinnes , Chef -Arzt
Dr. Sinner, Sanitäter
Dr. Weihnachten, Sanitäter
Faber Leo, Sanitäter
Elcheroth Ad., Hilfs- Sanitäter
Thys Cam., id.
Kraemer Hub., id.
Faber Ernest , id.
Rehlinger Luc , id.
Ensch Albert, id.
Feuer und Entgiftungsdienst : Duscherer – Chef (nebst 6 Feuerwehrleuten)
Instandsetzungs – Dienst: Brück J., Chef nebst Techniker Wilh. Wagner

Technische Hilfsabteilung:
a) Wasser: Peckels J.P.
b) Elektrizität: Schwartz Jos.
(mit Lastwagen, Personenwagen, Werkzeug etc.).

In Beantwortung eines Rundschreibens des Obersten Rates für Luftschutz Abt. Rettungswesen mussten dem Regional Inspektor E. BECKER aus Fels die komplette Liste der Merscher Pompiers bis zu 40 Jahren übermittelt werden. Folgende Namen wurden am 01.09.1939 vorgestellt: Flammang Félix (19),Welter Jakob (27), Welter Franz (28), Braun Jakob (30), Meyers Joh. (34), Kraus M. (32), Y. Peckels Jakob (33) Grethen Hubert (32), Weiler M. (35), Kaufmann Jos (37), Schmit Jean (40), Duscherer Leo (40), Präsident A. Duscherer, Kommandant J. Thomma und Unter Kommandant/Schriftführer Leo Duscherer. In der Hofdruckerei Jos Beffort, Luxemburg gedruckt, erschien 1939 auch ein Luftschutz-Leitfaden von Robert Stümper, (Laboratoriumshof in Esch/Alzette) mit 31 Abbildungen der, mit Genehmigung des Obersten Rates für passiven Luftschutz, an die Gemeinden ausgeteilt wunde. Das Büchlein war hauptsächlich von Gedanken der schweizerischen Luftschutzorganisationen inspiriert. Behandelt wurde die Thematik der Kampfmittel des Luftkrieges, die praktische Durchführung des Luftschutzes und im Anhang befand sich ein Luftschutz Merkblatt mit Empfehlungen zum wirksamen Selbstschutz. Doch ehe die teutonischen Stiefeln über die Straßen Luxemburg dröhnten, vergaß das Volk noch einmal die Kriegsgefahr und feierte mit aller Inbrunst den Centenaire unserer Unabhängigkeit. Hier in Mersch, im Zentrum des Landes, sollte dieser Tag besonders schön gefeiert werden. Die Hauptfeier war auf Sonntag den 23.07. festgelegt. Im Cortège marschierten die Feuerwehrkompanien der Gemeinde Seite an Seite mit ihren Kommandanten A. Duscherer (Mersch), Math. Reuter (Reckingen), Nic Sinner (Rollingen) und Nic Reichling (Schoenfels) zusammen mit bäuerlichen Trachtengruppen. An diesem Tag trug Mersch sein prunkvollstes Kleid. Überall zeigten sich die „Roten Löwen“ in den Schaufenstern zusammen mit Burgen, Denkmälern und sonstigen Merkzeichen unseres Heimatraumes. Der Volksjubel dauerte bis in den hellen Morgen, nachdem ein märchenhaftes Feuerwerk des Ets. RUGGIERI aus Paris (flux. 5200) seinen sprühenden Farben- und Funkenregen hoch über die Dächer hinaustrug und seinen Lichterglanz weit über die Grenzen des Kantons erscheinen ließ.

Am 23 Januar 1940 hatte das Korps auch, anlässlich von „Großherzogins Geburtstag“, zum letzten Male bis Kriegsende am feierlichen TE DEUM teilgenommen.

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