Chronik R. Hilbert- Teil 2 – Anschluss an den Verband

ANSCHLUSS AN DEN VERBAND

 Ehe wir den Jahrhundertwechsel nachvollziehen, sollen wir uns noch mit der neu gegründeten Pompiers-Fédération beschäftigen. Bis kurz vor dem ersten Feuerwehrkongress, der auf Betreiben von Hüttenbesitzer Ed. METZ, der unermüdlich für eine Neuorganisation des Pompjéerswesens auf Landesebene plädierte, am 12.11.82 in Eich erstmals die luxemburgischen Wehren zwecks Lagebesprechung zusammentraten, zählte das Land 45 Feuerwehren. Erschienen waren damals 29 Verantwortliche dieser Wehren, darunter auch Mersch und Rollingen/Mersch. Zwecks Gründung eines Landesverbandes fanden sich die Delegierten bereits in der Gründungsversammlung vom 14.01.83 in Diekirch wieder. Trotz unverdrossener Anstrengung vieler Gemeinden, lag das Feuerlöschwesen hierzulande stark im argen.
Am 12.10.1882 schrieb die Leipziger Feuerwehrzeitung „ die Feuerspritze“ eines der bedeutendsten Fachblätter dieser Zeit u.a.: „Es ist Tatsache, dass das Feuerlöschwesen in dem sonst so weit fortgeschrittenen und gebildeten Luxemburger Ländchen viel zu wünschen übrig lässt und weit hinter allen andern Ländern zurücksteht …. etc…“ Wahrlich keinen Lob für unsere Oberbehörde und der Regierung de Blochhausen mit den Generaldirektoren Paul EYSCHEN, Henri KIRPACH und Mathias MONGENAST.
Nachdem Ed. METZ zum ersten Verbandspräsidenten berufen worden war (1882 – 1890), erschien am 01.10.1883 die erste Nummer des Verbandsorgans. „Der Freiwillige Feuerwehrmann“, Vorläuferin der heutigen „De Letzebuerger Pompjée“ – Zeitung.
Anmerkung
Beim Durchblättern des Verbandsorgans erfahren wir, dass am 21.10.1883 die Abgeordneten-Versammlung des Verbandes in Mersch stattfand. Anwesend waren Notar Ruth, Deputierter Schroeder von Beringen, Inspektor Mongenast, Präsident Prosper Schwartz sowie 110 Besucher. Begrüßt wurden alle vom Kommandant Kugener, seit 1867 im Dienst.

Gruppenfoto der Wehr Mersch aus dem Jahr 1891

 Bis zum Jahre 1907 war Ch. KNAFF von Fels für den Kanton als Ausschussmitglied tätig. Danach, wurde Arthur DUSCHERER, dessen Leistungen als Kommandant der Merscher Wehr allenthalben anerkannt wurden, als kantonaler Ausschussmann gewählt. Wenig später 1908, wird er auch zum Inspektor für die Kantone Mersch (mit Ausnahme der Gemeinde Mersch), Diekirch und Vianden ernannt. Wenn wir das Wirken von Arthur DUSCHERER diesem volkstümlichen, von vollem Tatendrang entschlossenen Feuerwehrmann etwas skizzieren wollen, so müssen wir uns hauptsächlich folgende Daten vor Augen führen.

26.01.1898Eintritt in das Merscher Pompjée – Korps
20.03.1898Wahl zum Kommandanten
1907Wahl zum Ausschussmitglied des Verbandes
1908Wahl zum Inspektor für die Dauer von 2 Jahren
1916-1925Kommandant und Präsident in einer Person
1927Generalsekretär der Landessterbekasse (später wird er sogar Präsident der Kasse)
1934Demission aus Altersgründen, Ehrenpräsident
25.03.1941Tod im Alter von 75 Jahren

Arthur DUSCHERER kennen die älteren Jahrgängen unter uns noch, als stolzer Schnurrbartträger, der im Einsatz, stolz und autoritätsbewußt, bewaffnet mit einem langen Säbel, ausgerüstet mit Schako, goldenen Epauletten und vielen Auszeichnungen an der Uniform (Goldene Médaille in Eichenlaub, Goldenes Feuerwehrverdienstabzeichen mit Krone, Goldene Mutualitätsmédaille mit Rosette usw..) durch die Straße schritt. Arthur DUSCHERER war ein Mann der Gesellschaft, die er mit seinen zahlreichen Reiseerzählungen belebte. So nahm er u. a. als Vertreter der Regierung zusammen mit den Herren Ed. HEMMER und Charles PRAUM am Internationalen Feuerwehrkongress in St. Petersburg teil. Im selben Jahr wurde Arthur Duscherer daraufhin am 27.06. 1913, gemäß dem russischen Staatsanzeiger, durch Beschluss des russischen Feuerwehrverbandes in St. Petersburg von Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Großherzogin Maria PAVLONA das silberne Ehrenabzeichen des Kaiserlich russischen Feuerwehrverbandes verliehen. Im selben Monat und Jahr wurde übrigens Herrn Fr. THEISEN, Schriftführer der Feuerwehrverbandssterbekasse in Mersch durch großherzoglichen Beschluss vom 13.06.1912 die silberne Medaille des Ordens der Eichenkrone verliehen.
Doch zurück zum Beginn des neuen Jahrhunderts. Um die Jahrhundertwende schloss sich allmählich der Kreis der Wasserleitungsverlegung in allen Sektionen der Gemeinde. Auch die Elektrizität war im Begriff ihren Siegeszug in allen Häusern der Dörfer zu halten. Leider war die Stärke der Rohre oft genug zu gering bemessen, um eine notwendige Wassermenge zu garantieren. Dies zeigte sich z.B. deutlich beim Großbrand hinter dem Merscher Schloss im Dezember 1898.
Auf Reklamation der Feuerwehr hin, wurde fürderhin großen Wert, auf leistungsfähige Leitungen, ausreichend versehen mit dem Einbau von Hydranten, gelegt. Unser Gemeinderat bestand damals aus den Herren G. WILHELMY (maire), ARENDT (Schöffe), J. HALER, J. LACAVE, P. LINDEN, MONEN, J.P. SCHROEDER, P. SCHUMMER, EICHHORN und WAGNER. Am 06.03.1900 wird der Apotheker Leopold MAYRISCH, unter reger Anteilnahme der Bevölkerung zu Grabe getragen. Bei dieser Gelegenheit zeigt sich die Kompanie zum erstem Mal mit der neu erworbenen Galauniform und der neuen Vereinsfahne. Am 27.01.1901 findet die Generalversammlung des Vereins im Saal des Stadthauses statt. Danach wurde kräftig auf einem von der Feuerwehr organisiertem Bal weitergefeiert. Der Verein zählte zu diesem Zeitpunkt 32 Aktive und 139 Ehrenmitglieder. Den Einnahmen von 726,01 Frs standen Ausgaben in Höhe von 667,90 Frs gegenüber. Am 29.04.1902 hatte man in Mersch einen großen Fackelzug zu Ehren von Großherzog Wilhelm organisiert. Etwas später, am 18.05.1902 musste die Feuerwehr wieder ein großes Begräbnis vornehmen. Schöffe B. HENCKELS, Industrieller aus Mersch, war aus dem Leben geschieden.
Am 01.08.1902 gibt es Erfreuliches zu berichten. Der Vereinspräsident Welter war mit dem Goldenen Ehrenabzeichen dekoriert worden, und drei Monate später erhält die Gesellschaft ein großzügiges Geschenk von 155.- Fr von der Assurance Générale de Bruxelles und 75.- Fr von dem Industriellen Lucas HENCKELS. Mit Datum vom 12.11.1905 wird auf Betreiben von Kommandant Arthur DUSCHE RER ein neues Reglement betreffend, die Hilfeleistung der Freiwilligen Feuerwehr bei Ausbruch von Feuer verabschiedet. Oberstes Ziel dieser Satzung war die Disziplin straffer zu gestalten, damit aus den Merscher „Sapeurs-Pompiers“ ein Elitekorps wird. Auch ein „Inventarium pro 1906“ datiert vom 20.02.1906 und unterzeichnet von Arthur DUSCHERER ist bekannt.
Folgendes Material befindet sich zu diesem Zeitpunkt im Besitz der Merscher Feuerwehr:

  • 1 Druck- und Saugpumpe der Feuerwehrrequisitenfabrik C.D. Magirus
  • 4 Stück Saugröhre à 4 m
  • 15 Stück Druckröhre à 10m
  • 4 Handbeile
  • 1 großes Beil
  • 2 Hakenleiter
  • 2 Dachleitern
  • 2 Fackeln
  • 1 Besen
  • 2 Schaufeln
  • 3 Seile
  • 1 Hydrant mit Schlüssel
  • 8 Rohrhalter
  • 32 Eimer
  • 1 Schiebeleiter
  • 2 Lanzen
  • 2 Laternen
  • 1 Hebebock

Die gewöhnlichen Inspektionen dieser Zeit zeigten, dass die Mehrzahl der Feuerwehren mit viel Eifer und Aufopferung arbeiteten und die Löschgeräte, vorschriftsmäßig geprüft, sich in tadellosen Zustand befanden. Im Jahre 1913 wurden in Mersch 2 mal monatlich, Sonntags nachmittags, Fachkurse abgehalten. Den Teilnehmern sollte ein höherer Grad fachmännischer Ausbildung beigebracht werden, – der sie befähigte, ihre erworbenen Kenntnisse in ihrem heimatlichen Kreisen zu verwerten resp. zu verbreiten.

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