Chronik R. Hilbert- Teil 4 – Im Schatten des Reichsadlers

IM SCHATTEN DES REICHSADLERS

Die besorgniserregende, ansteigende Zahl von Flüchtlingen aller Schattierungen aus dem Reich ließ nichts Gutes ahnen. Man fürchtete allerseits eine deutsche Invasion. Es war wohl auch diese Angst die bewirkte, dass die Jahrhundertfeier, als klare öffentliche Manifestation unseres National- und Freiheitsgefühls so stürmisch ausfiel.
Aber trotz einer mehr als duldsamen luxemburgischen Außenpolitik gegenüber dem 3ten Reich überschritten im Morgengrauen des 10.05.1940 deutsche Truppen, unter Verletzung unserer Neutralität, die Grenze und besetzten bis zum Abend des selben Tages, mit Ausnahme des Industriegebietes im Süden das ganze Großherzogtum. Hier in Mersch hatte sofort ein Ortskommandant unter Hauptmann Ziegler alles in die Hand genommen. Durch Führererlass vom 02.08.1940 wurde Gauleiter Gustav Simon zum C.d.Z. (Chef der Zivilverwaltung) ernannt und bestimmte fortan die allgemeinen Richtlinien zur Politik in den neuen Westgebieten sprich Aufbau und Eindeutschung der Luxemburger. Planmäßig und rücksichtslos wurden alle Bereiche des öffentlichen Lebens in Luxemburg mit dem Reich gleichgeschaltet. Nachdem der öffentliche Dienst einverleibt war, kam die Reihe an die etwa 2.000 Vereine und Verbände die zu diesem Zeitpunkt bestanden. Bereits am 28.8.40 hatte der C.d.Z. Simon den Oberbereichsleiter Franz Schmidt zum Stillhalte-Kommissar für das Organisationswesen in Luxemburg bestellt. In der Folgezeit hob derselbe alle luxemburgischen Vereine auf und beschlagnahmte ihre Kassen und ihr sonstiges Vermögen zugunsten Deutschlands. Zudem sollten alle zukünftigen Organisationen nationalsozialistisch ausgerichtet und erfasst werden. Einige Vereine, darunter auch die Feuerwehren, wurden zwar freigestellt, mussten aber vorgeschriebene Mustersatzungen annehmen, wenn sie weiter bestehen wollten.
Geleitet nach dem Führergrundsatz bedurften sie überdies der Bestätigung der zuständigen politischen Hoheitsträger. Nach diesem Schema erfolgte schließlich auch die Gleichschaltung aller luxemburgischen Korporationen.
Der Gleichschritt fand auf der ganzen Linie statt, vielfach wurde die Eingliederung in reichsdeutsche Dachverbände bewirkt. Verordnungen (V.O.), Verfügungen begleitet von Drohungen aller Art werden verhängt, um das Vereinsleben neu zu organisieren. Als Kommissar für das Feuerlöschwesen in Luxemburg wird ein gewisser K. Wolff ernannt. Derselbe funktioniert die Feuerwehren zu einer Art technische Hilfspolizeitruppe um. Doch solch Gehabe behagt den Luxemburgern nicht. Oft gelingt es der ehemaligen Verbandsleitung auch, die V.O. zu umgehen. So dürfen z.B. die alten Uniformen und Fahnen bis auf weiteren Befehl des Gauleiters beibehalten werden. Parallel mit den Freiwilligen Wehren, wird dem „Luftschutz“ (R.L.S.) immer mehr Bedeutung beigemessen.

Uniform des Luftschutz

Mitte Mai 1941 wurde der vom Volke gewählte Bürgermeister Ed. KRAUS samt seinem Gemeinderat, allen Funktionen enthoben, – genau wie in allen übrigen Gemeinden des Landes. An seine Stelle wurde Martin Weis aus Sulzbach (geb. 25.01.1887) am 06.06.1941 als Amtsbürgermeister in sein Amt eingeführt. Er und Ortsgruppenleiter Jos Karcher sollten bis zur Liberation am 10.09.1944 den Ton weiterhin in Mersch angeben. Bereits vor dem offiziellen Amtsantritt vom Martin Weis war 16.05.41 ein Schreiben vom C.D.Z. in Luxemburg (1LU/ 1Pol) übermittelt vom Landrat des Kreises Esch (IIa), ein reichsdeutscher Erlass. (Vur R II 713 11/4 1) betr. Feuerlöschwesen und Feuerpolizei, an die Gemeinde ergangen. Hierbei erfahren wir, dass die öffentlichen Feuerlöschkräfte (Freiwillige Feuerwehren und Pflichtfeuerwehr, Feuerschutzpolizei etc.) zukünftig als Exekutivorgane des Ortspolizeiverwalters zu betrachten sind. Ihr Chef ist der Bürgermeister. Die technische Leitung der Lösch- und Rettungsarbeiten dagegen bleibt Aufgabe des Führers sprich Kommandanten der Freiwilligen Wehr. Am 19.5.41 schreibt Duscherer, dass die Frühjahrsrevision Mangel in der Materialbestandsaufnahme festgestellt habe. U.a. fehle es an 200 m rohem Hanfschlauch von 75 mm, sowie Schlauchkupplungen derselben Größe. Zwar wird das dringend notwendige Material bestellt, leider antwortet die Lieferantenfirma ACCINAUTO, dass die Wehrmacht Vorrang hätte und das angeforderte Material, inkl. der Hydrantenschieber mangels Eisenwaren nicht geliefert werden könnten. Am 18.6.41 schreibt der Landesrat, dass Kraft der V.O. vom 5.5.41 das neue deutsche Gesetz für das Feuerlöschwesen vom 23.11.38 auch in Luxemburg seine Gültigkeit besitze. Die alten Uniformen dürften nach entsprechender Änderung weiter getragen werden. Die Kopfbedeckung indes, sollte durch den Stahlhelm und das „Schiffchen“ ersetzt werden. Untergezeichnet von Porath und eingesehen in Mersch am 28.08.41 vom Führer der Feuerwehr Leo Duscherer. Am 26.01.1942 schreibt Amtsbürgermeister Weis an den Abschnittsinspekteur der Feuerwehren für das Rheinland in Düsseldorf, mit Empfehlung des Kreisfeuerwehrführer und Landrates in Esch/Alzingen, und verlangt vom ihm die Lieferung eines leichten Löschgruppenfahrzeuges L.L.G., mit trag- und fahrbarer Motorspritze (t 2mT.S.A. Fabrikat Klöckner Humboldt Deutz AG Majerus) zum Preise von 16000 RM. Zur Begründung des Antrages des Amtes Mersch/Moselland sei auf folgendes verwiesen: „der Aufbau im Lande Luxemburg hat auch das gesamter Löschwesen auf eine neue Grundlage gestellt. In Anpassung an die Organisationsform in der Rheinprovinz ist auch in Mersch das ganze Feuerlöschwesen zu einer Amtsfeuerwehr zusammengefasst d.h. die einheitliche Feuerwehr besteht aus 11 Feuerlöschzügen von 11 Gemeinden:
Bissen (19 Mann), Böwingen (27) mit Bruch (28) und Buschdorf (17) Fels (30), Fischbach (13) mit Angelsberg (32) und Schoos (16), Heffingen (14) mit Reuland (14), Kolmar-Berg (18), Lorentzweiler (28) mit Blascheid (19), Heimdingen (18). Reckingen (18), Rollingen (13) und Schönfels (9), Nommern (21) mit Kruchten (21) und Schrondweiler (18) sowie Tüntingen (0) insgesamt 465 Mitglieder,“ – nach Angaben des Amtswehrführers L. Duscherer. Die ungewöhnliche Zerstreuung der Wohnsiedlungen der 47 Ortschaften des Amtes Mersch erfordere eine Autospritze. Die Zahl der Einzelanwesen, rund 3200 Häuser, mit insgesamt 12.700 Einwohner sowie die vorwiegend landwirtschaftliche Struktur des Gebietes bedinge rasch wirksame Feuerlöscheinrichtungen. Die Tatsache, dass Weis seine Amtsgeschäfte ernst nahm, ist nicht von der Hand zu weisen. Am 14.02.1942, sonnabends um 20.15 Uhr lässt er sich auf der Kegelbahn der Gastwirtschaft Josef Raths, vom Kommandant L. Duscherer die Truppführer der freiwilligen Feuerwehren der ganzen Gemeinde, in der vorhandenen Uniform, vorstellen. Am 2 März 1942 stellt er zusammen mit dem K. Amtswehrführer Leo Duscherer und Truppsführer J. Thomma die Mitgliederliste der Amtsfeuerwehr Mersch auf. Hierbei lernen wir folgende aktive Feuerwehrleute kennen:

1) Thomma Johann 48 Jahre alt, Schuster, im Verein seit 1913,
2) Urwald Anton 47, Arbeiter, seit 1913,
3) Flammang Nic. 54, Gemeinde Arbeiter, seit 1913,
4) Duscherer Leo 43, Kaufmann, seit1916,
5) Schmit Johann 43, Fuhrmann, seit1921,
6) Kauffmann Jos 40, Autofahrer (Chauffeur). seit 1925,
7) Scheuer Vic 47, Zimmermann, seit 1925,
8) Weber J.P. 52, Arbeiter, seit 1925,
9) Calmes N. 52, Schneider, seit 1927,
10) Weiler Math. 38, Elektriker, seit 1927,
11) Blasen Math. 46, Mechaniker, seit 1929,
12) Grethen H. 35, Arbeiter, seit 1930,
13) Meyers Joh. 37, Wegewächter, seit 1931,
14) Flammang J.P.58, Arbeiter, seit 1922,
15) Braun Jakob 33, Arbeiter, seit 1932,
16) Kraus Math. 35, Fuhrmann, seit 1932,
17) Welter Franz 31, Arbeiter, seit 1932,
18) Peckels J. 36, Fuhrmann, seit 1932,
19) Emeringer 30, Mechaniker, seit 1932,
20) Peckels J.P. 29, Installateur, seit 1939,
21) Huss Heinrich 46, Arbeiter, seit 1939,
22) Welter Jakob 25, Arbeiter, seit 1939,
23) Flammang F. 22, Arbeiter, seit 1939,
Mitglieder der Reserve
24) Braun Anton 61, Anstreicher, seit 1906,
25) Emeringer 63, Schmied, seit 1906,
26) Even N. 66, Plafonnier, seit 1906,
27) Strauss Paul 69, Wegewärter, seit 1907
28) Konz J. 63, Arbeiter, seit 1911
29) Hansen G. 62, Schreiner, seit 1913
30) Peckels L. 64, Zimmerer, seit 1915
31) Nennig M. 62, Lokomotivführer, seit 1930
32) Golf J. 62, Eisenbahner, seit 1930
33) Weiler J. 62, Arbeiter, seit 1930
Gerätewart: Michel Nennig
Weis ist örtlicher Leiter sowohl des R.L.S. (Luftschutz) und Führer der Freiwilligen Feuerwehrtruppe.
L. Duscherer ist Kommandant (auf gut deutsch Amtswehrführer) im technischen Bereich. In dieser Person ist er auch zur zeitweiligen Lageberichterstattung verpflichtet.
So lesen wir in einem Schreiben vom 20.02.1942, dass im Frühjahr 1941 vorwiegend Marsch- und Geräteübungen ausgeführt wurden. Der Mannschaftsgeist wurde im Laufe des Jahres durch mannigfache Veranstaltungen und Beteiligungen wach gehalten. Auch der Befehl von J. Wolf aus Düsseldorf, jeden 2ten Sonntag im Monat Übungen abzuhalten, wäre man beflissentlich nachgekommen. Weiter sagt L. Duscherer in dem Brief, dass er als Nachfolger seines Vaters (gest. am 25.03.41) auf Anordnung von Kommissar Wolf das Präsidium der Merscher Wehr übernommen habe. Die „Sofort-Maßnahmen“ würden so befolgt, wie es die Anweisungen des Chefs des Amtes für Freiwillige Feuerwehren, angeordnet hätte. Auch wäre nach der AUF (Ausbildungsvorschrift für den Feuerwehrdienst), die Mannschaft in 2 Gruppen aufgeteilt worden. Der Übungsplan für 1941 würde folgen. Letzterer ging am 04.05.1942 in der Amtsbürgermeisterei ein. Der Plan sieht folgende Punkte vor:

  1. Grundausbildung an den Geräten
  2. Übungs- und Branddienst
  3. Übungen im Zuge (AUF)

Vorgesehen ist im Mai 42 eine größere Zusammenkunft mit allen Wehren des Kreises Esch und eine große Schauübung während des Monats September (in Mersch). Weißenostermontag 42 sollen sich die Truppführer der einzelnen Wehren des Amtes Mersch in Mersch treffen.
Außer einigen kleinen Wald- und Kaminbränden während der 2 ersten Kriegsjahre sind keine Brandvorkommnisse bekannt. Am 10.06.42, werden zwecks Verteilung an die Zivilbevölkerung 90 komplette S-Gasmaskenausrüstungen an die Feuerwehr geliefert. Ein Schnellbrief des Reichsführers SS und Chef der deutschen Polizei aus Berlin 06.07.42 zwecks Anmeldung von Kraftfahrer, welche an einem Lehrgang für das ganze Reichsgebiet zur Ausbildung an Autospritzen in der westfälischen Provinzialfeuerschule in Münster teilnehmen sollten, wird abschlägig von Weis beantwortet, da er noch immer keine Antwort auf seinen Antrag vom 26.01.1942 (Anschaffung eines Löschwagens) erhalten hätte, Ende des Jahres wird allen Einwohner empfohlen sich durch Bezirksschornsteinfegermeister BENDER 2 Kamintüren im Schornstein einbauen zu lassen, falls dies nicht schon geschehen sei (siehe Brief vom Landrat aus Esch, 12.12.42) Alle Feuerungsanlagen werden überprüft und auf einem EXTRA-Formular wird die Revision bestätigt.
Ab 25. Juli 1941 heißen die neuen Kantoninspektoren Feuerwehr­Kreisführer. Für Mersch ist Franz SCHOLER zuständig. Die Unfallversicherung des Landesverbandes wird 1942 durch diejenige der Feuerwehren der Rheinprovinz in Düsseldorf abgelöst. Auf Befehl des Amtsbürgermeister dürfen ab 09.03.1942 keine Leichenträger mehr bei der örtlichen Feuerwehr bestellt werden. Leichenbegängnisse für Feuerwehrmänner dagegen sind zulässich, jedoch nur in voller Uniform. Fehlendes Feuerlöschmaterial (Zubehör) soll zukünftig nur bei der Firma Joh. Heines, Wuppertal/Elbersfeld bestellt werden. Das Jahr 1942 klingt aus mit dem RD-Erlaß des R. F 44 und Ch. d. Dt. POL vom 16.111942 (o. VWR R II 986 II/42), dass die Freihaltung der Hydranten von Schnee und Eis unbedingt zu gewährleisten sei. Immer mehr kommt der Luxemburgische Landesverband ins Hintertreffen. Kommissar Wolf nimmt das Heft vollends in die Hand. Neue Dienstgrade und Dienstabzeichen werden durch Erlasse der CA.Z. eingeführt. Die Kantonalverbände sind längst in 3 Kreise umfunktioniert: DIEKIRCH, Esch und Grevenmacher. Da wir auch politisch dem Kreis Esch angehören, wird naturgemäß auch der Merscher Kantonalverband dort enregistriert. Dem Kreis steht der Kreisführer (SCHOLER Fr.), jedem Amt ein Unterkreisführer (L. Duscherer) und den Dorfwehren ein Wehrführer, vor. Ein Tätigkeitsbericht betreffend der Löschwasserverhältnisse, in Mersch aus dem Jahre 1942 gibt interessante Erkenntnisse. Demnach ist die Merscher Wasserleitung, besonders Obermersch, als äußerst druckschwach eingeschätzt. Der Wasserversorgungsstab (Wegewärter und Installateure) nimmt die monatliche Überprüfung der Zentralschieber vor. Wasserbehälter gibt es nur wenige. Derjenige der Nordstraße (Merscher Berg) ist nicht abgesichert gegen Splitterschäden. Die wenigen noch bestehenden Flachspiegelbrunnen (Tiefbrunnen) wären für Feuerlöschzwecke nicht geeignet, da dieselben nicht mit offenen Wassern in direkter Verbindung stehen und ergo die Speisung erfahrungsgemäß unzureichend sei. Praktisch hat man dies unlängst erfahren, als bei einer Feuerwehrübung der täglich benutzte Brunnen im „KRAUSSEN ECK“ in Obermersch innerhalb 2 1/2 Minuten leer gesaugt war. Doch auf die 3 Flüsse wäre Verlass, aus welchem Grunde die „Feuerwehr“ immer auf eine genügende Menge B-Schlauch gedrängt habe. Ungünstig sind allein die Verhältnisse in der Nordstraße, besonders vom Kloster angefangen. Als zusätzlicher Feuerlöschteich wird ein Brunnen im Hofe des Hauses „Emeringer Geschwister“ verlangt. In dessen Radius könnte man dann auch die „Langheck“ einschließen. Ein weiterer Teich empfehle sich im Hof des Metzgermeisters Lommel Tony. Für die Feuerbekämpfung der Luxemburger Straße (Impasse Kayser) wurde bei der Straßenmeisterei eine Saugöffnung im Brückengeländer der Langbrücke beantragt. Sektor 9 (Bahnhofsviertel), 10 (Obere Bismarckstraße = rue Servais) und Pettingerweg, sowie Sektor 11 (Tresch-Gießerei- und Beringerstraße) sollen mit Feuerlöschteiche versehen werden und zwar im Gelände Scierie Henckels P, Ecke Bismarckstraße im Hofe Servais und Ecke Beringergrund / Pettingerweg. Auch im Sektor 12 (RAD-Lager, heute Silogelände) soll desgleichen ein Feuerlöschbrunnen im früheren Abflusskanal gebaut werden. Der Beitrag der Feuerwehrleute beträgt 1,80 RM pro Mann und wird durch die Gemeinde gezahlt. Aufbau und Verwaltung der Kassenverwaltungstelle regelt das Amt für Freiwillige Feuerwehren (Brief vom 26.6.1942 vom Landratsamt Esch).
Die immer häufiger werdenden Feindeinwirkungen auf das flache Land zwangen die Deutschen die Überwachung ihrer Gebieten durch aufgestellte Wachen abzusichern. Aus diesem Grunde wurde der RLB immer weiter ausgebaut. Die Gemeindegruppe Mersch mit allen Kreisen des Landes unterstanden dem Einsatzleiter der Gruppe XII Hessen-Rheinland-Süd. Gemeinde-Gruppenführer in unserem Bereich war Dr. Schulz aus Lintgen. Bereits am 16.5.1942 fand um 20.30 im Saale Rauchs ein Aufklärungsvortrag mit dem Thema SELBSTSCHUTZ im Reichsluftschutz auf dem Programm. Alle welche zu dieser Versammlung eingeladen waren, mussten auf Grund des Art. 2 und 5 des Luftschutzgesetzes vom 26.6.1935 erscheinen. Der R.L.B. (REICHS-LUFTSCHUTZBUND) arbeitete zwar Hand in Hand mit den Feuerwehren, zusammen, war diesen aber nicht angegliedert. Vom 9.5.42 an hatte Schulz eine nächtliche Patrouille von 2 Mann angeordnet. Hierzu wurden alle männliche Einwohner monatlich abwechselnd herangezogen, später sogar Jugendliche aus der Hitlerjugend. Eine R.L.B.-Schule befand sich in Lintgen. Wahrnehmungen wurden in einem Dienstbuch von der Brandwache eingetragen. Zum R.L.S. gehörten praktisch, im eigenen Interesse, alle Haushaltsmitglieder der Gemeinde. Ebenso wie die Feuerwehr waren weder ihre Unterführer noch die Mitglieder in irgendeiner Form mit politischen Aufgaben beauftragt. R.L.B. und Feuerwehr sind als absolut a-politisch einzustufen. Dies muss dem Leser klar vor Augen geführt werden, damit keine falschen Verdächtigungen möglich sind. Die überwiegend große Zahl der treuen Patrioten in diesen Vereinigungen beweist deutlich genug, dass man gerade in Feuerwehrkreisen treu und unbeirrt zum Land, zum großherzoglichen Hof und zur Kirche hielt, so wie man es auch vor dem Kriege gewohnt war.

Anmerkung

Ein Zeugnis dieser echten patriotischen Gesinnung innerhalb der luxemburgischen. Pompjéeskorps erlebte man im März 1941 anlässlich der Begräbnisfeier von Arthur Duscherer. Der Landrat von Esch/Alzette hatte nichts Böses ahnend grünes Licht gegeben um in Uniform nebst Fahnen am Leichenbegängnis teilzunehmen. Die Vereine versammelten sich vor dem Hause Duscherer um von hier aus zum Friedhof zu marschieren. Ein Meer von luxemburgischen Fahnen mit rotweißblauen Kokarden und dem roten Löwen im Wappen flatterten lustig im Wind. Stolz hatten sich die Pompjées hinter ihren alten Fahnen aufgestellt, wohl wissend, dass sich hier wahrscheinlich zum letzten Mal die Gelegenheit bot, um den Nazis wahre Heimatliebe zu demonstrieren. Der Marsch ging an der Amtsbürgermeisterei und dem Marktplatz vorbei, wo u. a. auch Leistungsträger der verhassten VDB standen und die Faust in der Tasche machen mussten. Kriepse Pétchen, ehemaliger Kommandant der Escher Wehr, erzählte diese Geschichte genüsslich, überall wo sich ihm die Gelegenheit dazu bot. Diese Anekdote sollte überdies die Zuhörer belehren, dass die Pompjées nur unter Zwang den Deutschen gehorchten und, dass sie vieles einfach über sich ergehen ließen da mit ihrer Abmeldung den Mitmenschen keineswegs gedient gewesen wäre. Die Begräbnisfeier mit den Luxemburgischen. Pompjéesfahnen in Marsch, war jedenfalls die letzte Panne, welche der Kreisleitung in Esch / Alzette in dieser Hinsicht unterlief. Deutsche Uniformen und deutsche Hoheitszeichen waren nun vorprogrammiert.

Auf Grund des Luftschutzgesetzes verordnete R.L.B.-G.G. Chef Dr. Schulz bereits im Jahre 1942 durch ein Schreiben an die Bürgermeistern des Amtes Mersch folgende technische Maßnahmen:

Verdunkelung

  1. S-Bereitmachung der Häuser (Entrümpelung des Dachbodens)
  2. Brandschutz (Anlagen von Behältern mit Sand und Wasser zu Löschzwecken. Badewanne ev. mit Wasser anfüllen).
  3. Luftschutzgeräte (Hausfeuerspritze, 2 Feuerpatschen)

Mersch war in 21 Blöcke mit je 1 Blockwart, 1 stellvertretender Blockwart und 1 Blockhelferin untergeteilt. Nach 1943 wurden die Selbstschutztruppen des R.L.B. noch straffer organisiert. Auch die diesbezüglichen Arbeitstagungen mit Vorträgen und Lichtbildvorführungen häuften sich. So sprach z.B. am 25.8.43 Pg. L.S.-Führer Emil Schenke aus Koblenz hier in Mersch. Lehrgänge fanden sowohl in der Hauptzweigstelle Esch-Alzig als auch in der L.S.-Schule in Lintgen statt. Mit Schreiben vom 17.6.43 kamen Erlasse vom Chef der Deutschen Polizei (Himmler) und der obersten Behörde für Luftschutz in Wiesbaden, die sowohl die Freiwilligen Feuerwehren als auch die Einsatzkräfte des Luftschutzes betrafen. Mit sofortiger Wirkung sollten 3 Bereitschaften der Freiwilligen Feuerwehr innerhalb des Kreises formiert werden.
Mersch war der 3. Löschgruppe im 1. Zug (Mersch + Lintgen) zugeteilt. Als Material besaß unsere Wehr ein Löschgerät T.S. m TSA, 1/8 stark mit einer Leistung von 800 C/min nebst LKW als Fortbewegungsmittel. Die Führung lag in Händen des Zugführers J.P.-P. und dessen Stellvertreter A.W. Die örtlichen Luftschutzübungen wurden sowohl von politischen Führern; Ortsgruppenleiter Karcher als auch von der Polizei (Eilert) und der Gendarmerie (Lt. HÄSLEIN) strengstens überwacht und eventuelle grobe Vernachlässigungen und Zuwiderhandlungen protokolliert. Der R.L.B. hatte auch einen Räumungstrupp (11 Handwerker aus Mersch) und einen Sanitätstrupp zur Verfügung. Betonen wir nochmals, dass alle in einem Dorf zur Verfügung stehende Kräfte zur Abwehr von Brandgefahr – also der Feuerpolizei, der erweiterte Selbstschutz, die kommunalen Einrichtungen, freiwillige Feuerwehr, R.L.B. usw. im Aufgabenbereich des zuständigen örtlichen Luftschutzleiters, im Falle Mersch, des Amtsbürgermeisters Martin WEIS lagen. Weil R.L.B. und das Amt der Freiwilligen Feuerwehren zur enger Zusammenarbeit verpflichtet waren, ist dieser Teil des privaten Feuerlöschwesens kurz vorgestellt worden. Vielleicht auch, da jedes Haus, jede Person im letzten Weltkrieg mit dem R.L.B. in Berührung kam, uns zudem ein Zeitbild jener schrecklichen Zeit liefert.
Der Würgegriff des C.d.z. wurde in der Folgezeit immer stärker. So wurden die alten luxemburgischen Uniformen jetzt vollends abgeschafft. Neue deutsche Uniformen mussten bei der Firma Steiner & Keller in Köln bestellt werden. Die Gemeinde hatte ein Order von 150 in Auftrag gegeben, doch der Abschnitts-Inspekteur genehmigte infolge Stoffmangels nur 80 Röcke und 80 Hosen (Mäntel: 0) zum Preise von 22,50 RM je Rock und 14 RM je Hose.Als die Wehrmacht eingeführt wurde, hatten viele junge Burschen sich zur Feuerwehr gemeldet, in der Hoffnung sie könnten dadurch ihre Einberufung verhindern. Doch dies traf nicht zu. Aus einer Mitgliederliste vom 10.10.43 ersehen wir folgende Verschiebungen:

  1. Leo Duscherer, Obertruppführer
  2. Jos Emeringer, Truppführer
  3. Urwald Anton,
  4. Scheuer Vik
  5. Calmes Nik
  6. Weiler Math.
  7. Blasen Math.
  8. Grethen Hubert
  9. Meyers Joh.
  10. Kaufmann Jos
  11. Braun J.
  12. Peckels Jak.
  13. Huss Heinrich
  14. Flammang Felix
  15. Klein Emile
  16. Budeler Jos
  17. Henkel Jos
  18. Beck J.
  19. Goldschmit J.
  20. Stephany Emil
  21. Lux J.
  22. Felix Emil
  23. Lorang Anton
  24. Laux J.
  25. Birnbaum Nik
  26. Steines Rüdiger (Wehrmacht)
  27. Masselter Anton

z.Z. in der Wehrmacht:

  1. Colbach N.R. (+ Ostprovice 12.8.44)
  2. Hoffmann Ed
  3. Calteux Marcel
  4. Henkels J.
  5. Peschon Mich
  6. Fürst Peter
  7. Schaal René (+ vermißt)
  8. Fischbach Heinrich
  9. Birkel Georges (+Petrowitsch: 6.2.44)

Colbach, Schaal und Birkel sahen ihre Heimat nicht wieder.

Mitglieder der Reserve

  1. Braun Anton
  2. Emeringer J.P.
  3. Even Nik
  4. Strauss Paul
  5. Konz J.
  6. Hansen George
  7. Peckels Ludwig
  8. Nennig Mich
  9. Gölff J.
  10. Weiler J.
  11. Flammang J.P.
  12. Flammang Nik
  13. Weber J.P.

Der Vorstand bestand aus folgenden Mitglieder:

  1. Duscherer Leo
  2. Emeringer Jos
  3. Braun Anton
  4. Braun Jakob
  5. Even Nik
  6. Hansen Georg
  7. Nennig Mich
  8. Gölff J.
  9. Weiler Mathias

Am 16.11.1943 erhalten alle Ämter die Anweisung (RD ERI. d. RF SS und Chd Dt. Pol.-O Fw 1145 Nr 8) die Personallage der einzelnen Feuerwehren sofort zu überprüfen und die nötigen Ergänzungskräfte zur Heranziehung zum kurzfristigen Notdienst vorzuschlagen. Die Schlagkraft der Feuerwehren musste erhalten bleiben. In diesem Erlass war auch vorgesehen, dass weibliche Ergänzungskräfte zusätzlich im Rahmen des Notdienstes heranzuziehen wären, sollten die verfügbaren männliche Kräfte zur Bildung der Reserven nicht mehr ausreichen. Des Weiteren soll festgestellt werden, ob die Feuerwehren mit Handspritze tatsächlich alle 14 Tage mindestens 2 Stunden üben, und diejenigen mit Druckspritze, mindestens wöchentlich einmal. Nichtdurchführung dieser Bestimmung (vom 3.6.1942 datiert) sollte strengstens geahndet werden. Auch wird noch einmal hervorgehoben, dass alle Angehörigen der Feuerwehren einschließlich der Ergänzungskräfte, der S.S. und Polizei-Gerichtsbarkeit unterstellt sind. Unterkreiswehrführer L. Duscherer glaubt in seinem Antwortschreiben vom 17.2.1944, dass die Personalfrage in Mersch eine gewisse Rolle spiele und man demnach keine Mannschaften mehr zwangsweise rekrutieren solle. (DUSCHERER bezweckte hiermit, junge Leute von der Wehrmacht zu befreien – ein weiterer Beweis von echtem Patriotismus). Die Schlagkraft, so schreibt er weiter, wäre besonders durch den Umstand garantiert, dass die Gendarmerie von Mersch die Ausbildung der Mannschaften im Fußdienst und auch die weitere Kontrolle der Übungen übernommen habe. Zwecks Vertiefung der fachlichen Ausbildung könnte ein Lehrgang bei der Feuerwache in Luxemburg befolgt werden.
Im Frühjahr 1944 gibt es allerorts höchste Alarmbereitschaft. Die Luftangriffe im Raume Luxemburg haben merklich zugenommen. Die Einsatzbereitschaften und nächtliche Beobachtungsposten (V.O. vom 4.3.1942) werden zusätzlich verstärkt durch einen V-Trupp (zur besonderer Verwendung), die sich erstmals am 7.7.1944 im Saale Raths zwecks Lagebesprechung treffen. Laut der Amtsbürgermeisterei als Ortspolizeibehörde sieht der gesamte Luftschutz des Amtes Mersch jetzt folgendermaßen aus.

  1. Führer des L.S. Sanitätsdienstes: Dr. THINNES, Mersch
  2. Führer des L.S. Veterinärdienstes: Dr. Schlösser, Mersch
  3. Führer des L.S. Instandsetzungsdienstes: H. BRÜCK aus Berschbach
  4. Führer der Feuerwehr H. Leo Duscherer, Mersch
  5. Führer der V-Truppe: H. Neumeister-Neumidolwerk
  6. Führer der L.S. Abt.-Wald: Hemmerling

Am 27.6.44 geht ein Schreiben vom Kreisführer der Freiwilligen Feuerwehren Scholer ein, dass auf Anordnung de CA.Z. alle Männer der Freiwilligen Feuerwehren des Kreises Esch (zu welchen auch Mersch gehörte) am Vorbeimarsch vor dem Gauleiter anlässlich des Kreistagen der N.S.D.A.P. und V.D.B. in Esch/Alzette am 2 Juli 1544 teilzunehmen hätten.
Am 30 Juni findet im Gemeindesaal unter Leitung von Amtsbürgermeister Weis als örtlicher L.S.-Leiter eine große L.S. Planbesprechung statt. Folgende Punkte werden hierbei erörtert:

  1. Wildgen aus Lintgen ist Beauftragter des L.S.
  2. Alle unterirdischen Keller sollen zu Bunker (Schutz vor Bomben) umfunktioniert werden.
  3. Splittergräben sind anzulegen.
  4. Wasserbehälter von 3 bis 10 cbm Inhalt sind zusätzlich neben den vorhandenen Löschwasserteichen anzulegen.
  5. Die vorhandenen Brunnen müssen gereinigt werden und sind als unabhängige Organe der Trinkwasserversorgung zu betrachten.
  6. Löschsandsäcke zur Bekämpfung von Brandbomben sind überall zu platzieren und laufend zu kontrollieren.
  7. Laufende Kontrolle der Einsatzfähigkeiten der L.S. Organisationen und L.S. Räume.
  8. Verstärkte Kontrolle der nächtlichen Beobachtungsposten.

Die 21 Bezirke sollten, mit Ausnahme von Moesdorf, nicht mehr als 50 Haushalte aufweisen. Der erweiterte Luftschutz befasste das Amt Mersch, das Amtsgericht, das Altersheim, die Volksschule im Schloss und das Landschulheim in Schönfels. Werk-Schutz gab es im Sägewerk Hoffmann und im Neumidolwerk in Beringen. Sollten die Brandwachen das Auftreten von Fallschirmtruppen bemerken, so müsse sofort die Polizei oder noch besser der Landsrat in Esch/ Alzette alarmiert werden. Zu erfahren ist auch, dass erstmals die politische Leitung im Alarmplan der L.S. Gemeindeschaften miteingeschlossen ist d.h. Ortsgruppenleiter Karcher sowie Sch. für die S.A. und K. für die N.S.K.K.
Als auswärtige Hilfe wurden die Feuerwehren in Ettelbrück und Luxemburg vorgeschlagen. Neuanmeldungen bei der Feuerwehr wurden mit einer Unterschrift über die Ablegung des Dienstgelöbnisses festgehalten. Unter Erheben der rechten Hand musste man folgende vorgesprochene Formel wiederholen: „Ich gelobe: Ich werde meine Dienstobliegen stets pünktlich und gewissenhaft erfüllen und die gesetzlichen Bestimmungen und sonstige Anordnungen, insbesondere der deutschen Verwaltung in Luxemburg, im volksdeutschen Sinne befolgen und meinen Vorgesetzten Gehorsam leisten.“ Dienstgradbezeichnungen und diesbezügliche Uniformabzeichen waren bereits am 19.05.1943 (gemäß Paragraph II Abs 4v5 der Dritten Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen vom 24.10.1939) abgeändert worden. Die Titulare solcher Ämter waren ebenfalls Hilfspolizeibeamte. Am 16.08.44 lieferte die Firma Steiner & Keller aus Köln noch 10 zusätzliche Feuerwehrröcke ohne Ärmelabzeichen zum Preise von 488,95 RM. Eine der letzten Amtshandlungen von Weis und dessen Stellvertreter, Amtsoberinspektor Gersberg war die Anweisung an den Feuerwehrführer Duscherer, für eine unabhängige Löschwasserversorgung in seinem Amt zu sorgen. Der Brief wurde noch am 14.08.44 beantwortet und zwar durch folgende Angaben. Im Amtsbezirk Mersch sind 30 Teiche resp. Brunnen erforderlich,

Hierzu benötigt man:

GemeindeZahl der
Brunnen
Ziegeln
(Stück)
Zement
(Sack)
Sand
(m3)
Bissen330.0003024 m3
Böwingen110.0001012 m3
Fischbach440.0004048 m3
Heffingen550.0005030 m3
Lorentzweiler220.0002024 m3
Lintgen220.0002024 m3
Mersch770.0007084 m3
Nommem330.0003036 m3
Tüntingen220.0002024 m3
Kolmar110.000206 m3

Doch woher hätte man a) das benötigte Material hergeschafft, da alles zu Rüstungszwecke verwendet wurde und b) wurden bereits zu diesem Zeitpunkt Vorkehrungen getroffen sich „Heim ins Reich“ abzusetzen.
Als die Front immer näher rückte, nach der Landung der Alliierten am 06.06.44 in der Normandie, und die Nachricht eintraf, Pattons Panzer hätten die Hauts de Meuse erreicht, verließen Gauleiter Simon und der ganze CdZ fluchtartig das Land in Richtung Koblenz. Dies geschah noch Ende August und genau in dieser Zeit gab es auch kein Halt mehr für die N. S. – Peiniger im Merscher Raum. War der N.S. – Spuk nach dem Liberationstag am 10.09.44 auch vorüber, so blieben die Luftschutzbestimmungen dennoch bestehen. Im Auftrage des stellvertretenden Bürgermeister von Mersch M. Reuter, gab Kommandant L. Duscherer am 15.10.44 folgenden Aufruf per Flugblatt bekannt. „Un all de‘ de mam „Luftschutz“ zu dun hun ! Dir huet bis elo ären Dingscht an der Organisati’on vum „Luftschutz“ gudd erföllt. Ma de Krich ass nach net eröm. Vir e pu Dég go’ven nach Pareis a Bressel bombardeiert a si hun de‘ Do’deg mat den Dausenden gezielt. Wann ronderem eist Land haut nach Schluechte geschloen gin, ass et ze fré d’Flönt erwech ze léen. Duerfir mußt dir weider op erem Posten bleiwen. tass fir er Familjen an eis Duerfleit! Op Wonsch vun den Allie’rten bleiwt d’Organisation vom Pompjeswesen a vum Luftschutz am gro’sse Ganzen bestohen. Jitferén muß seng Schöllegkét din. De’ Platz de’ dirhat, muß der weiterhin erföllen. Schikane’ert Leit nit, ma sot dat et an hirem Interesse ass wan se Sand a Wasser, Sprötz a Krop, Seeler a Beilen an eso wei’­der um Speicher hun wann Ordnung, an an ömt d’Haus ass, wann owes keng Luucht no baussen fällt. Dir mußt eericht alles erem Chef melle, wann et e’ zwo’scht nit klappt oder dir eppes opfälliges mirkt. Mir hoffen dat bäscht, ma mir muessen eis ower op villes gefaßt halen. Hech Letzebuerg! Git uecht op Feier an op Lucht!“
Am 24.10.44 wurde eine Anfrage an den Kantonalchef der Freiwilligen Feuerwehr „Service du ravitaillement“ in Esch/Alzette zwecks Benzinbeschaffung der bestehenden Pumpen im Raum Mersch gestellt. Dabei erfahren wir, dass in Mersch noch immer die 2 Motorpumpen vorhanden sind und, dass sich auch eine im Neumidowerk befindet. Des Weiteren besitzen die Gemeinden Kolmar, Lintgen, Fels und Fischbach je eine Pumpe. Die Anfrage wird an die amerikanische Besatzungsbehörde weitergeleitet, die darauf hin eine Liste der Hilfstruppe des Luftschutzes, derjenige der Feuerwehr und verschiedene sonstige Angaben anfordern. Bezüglich der Feuerwehr ist die Liste bekannt.

Anmerkung

Allerdings muss vorweggenommen werden, dass viele Mitglieder, die während der Kriegszeit der Feuerwehr beigetreten waren, im Glauben sich dadurch andern politischen Organisationen nationalsozialistischer Prägung entziehen zu können, das Korps nach dem Krieg bald verließen. So wunderte es auch niemand, als die Zahl der aktiven Mitglieder von rund 50 Mitglieder im Jahre 1945 auf die Hälfte zurückging. Neue Kräfte mussten angeheuert werden. Indes, Ende des Jahres 1944 war der Vorstand derselbe als während des Krieges. Die Mitgliederzahl konnte 1946 wesentlich verbessert werden – man verfügte damals wieder über 39 aktive Mitglieder. Ehrenmitgliedskarten wurden erstmals wieder 1947 erhoben (30 frs). Obschon es den kleinen Leuten nach dem Kriege nicht allzu gut in wirtschaftlichen Hinsicht erging, konnten z.B. 1948 rund 200 Ehrenmitgliedskarten verkauft werden (Einwohnerzahl 1947: 1390 Einwohner).

 Diese Spenden füllten die Vereinskasse und so konnte man 1950 etwa 30 neue Uniformen, zum Preise von 60 000 Fr, anschaffen. Doch zurück zum Jahre 1944. In Anbetracht der ernsten Kriegslage konnte man noch immer nicht auf den ehemaligen „Luftschutz“ verzichten.

Die Hilfstruppe (rescue men) bestand aus: J.P. Brück, E. Schimberg, P. Weber, A. Gregorius, Meres, M. Hilbert, J.P. Peckels, L. Peckels, Th. Peckels, Grethen Pierre, Peschon H., J. Muller, J. Serres, J.P. Medinger, Jos Hofmann, P. Fischbach, C. Kies, Ed. Maurer, Al. Klensch und Thill Dom. Die „sanitary troop“ bestand aus Dr. Thinnes, chief, Dr. Sinner assistant, sowie E. Scheer, L. Kraus, N. Braun N. Beck, Germaine Kolbach, Gaby Michaelis und Melle Peschon. Des Weiteren wurde den Amerikaner mitgeteilt, dass sich ein gut gebauter und 2 unfertige Löschbrunnen in Mersch befinden würden. Als Ausrüstung gab man neben den 2 Pumpen noch 200 m Schlauch von 75 mm, 350 m von 52 mm, 10 m von 25 mm sowie 2 ausziehbare Leitern und 2 Dachleitern. Auf „sehnlichsten Wunsch“ war zusätzlich 1 Schlauchbrücke mit Saugsyphon, 1 Schaumlöschgerät, – aber vor allem 1 LKW von 1.5 t zum Transport der Pumpen und sonstigem Material von den Amerikanern zu erhoffen. Zur Verfügung standen nur noch 50 Liter Benzin. Damals war Mersch voll gestopft mit Soldaten der 9. U.S. Panzerdivision. Das Hauptquartier mit Brigadegeneral Leonard befand sich im Hotel Barthelemy. Ob diese Einheit auf die Forderungen der Feuerwehr betreffend Schenkung eines Lastautos inklusiv Benzin eingingen, ist mir nicht bekannt. Schon vor der Rundstettoffensive bestand ein Freizügigkeitsverbot d.h. man konnte nur mittels Passierscheine abgestempelt von der Großherzoglichen Gendarmerie, die Postenstellen der Amerikaner respektiv der „UNION“ passieren. Diesbezügliche Passierscheine wurden den Feuerwehrmitgliedern, 28 an der Zahl, am 27.12.44 ausgehändigt, um sich ohne Belästigung zu eventuellen Brandherden zu begeben. Im Monat Februar 45 brannte es gleich 2 mal. Am 2.2.45 in der Chemischen Fabrik „Neumidol“ und am 26.2.45 ein Schuppen angebaut an das Haus des Gastwirts Peter Marx in Beringen. Amerikanische Löschwagen halfen der Merscher Wehr bei beiden Bränden. In dem „Chemischen Werk“, wo amerikanische Truppen stationiert waren, wurden 3 schwarze Soldaten und 1 Zivilist mehr oder weniger stark verwundet. Das Feuer war ausgebrochen, als Soldaten mit Benzin Granaten reinigen wollten.

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